Musik und Gesellschaft
Verschiedene Aspekte der Weltmusik in verschiedenen Ländern werden dargestellt.
Aus: "Graswurzelrevolution" Nr. 441, September 2019 Savina Yannatou: Keine "schöne Folklore"!Ein irritierter Kritiker bescheinigte auf der ausgerechnet vom bundesdeutschen Ministerium für Finanzen verantworteten Homepage "So klingt Europa", der griechischen Sängerin Savina Yannatou einen von "frecher Intelligenz und punkigen Einstellung geprägten Stil" (1). Jenseits von Syrtaki und Theodorakis fällt es offenbar selbst BerufskritikerInnen in den Medien nicht leicht, die Musik Yannatous zu beschreiben. Denn eigenwillig und außerhalb des Mainstreams erkundet sie zusammen mit dem akustischen Musikensemble "Primavera en Salonico" nicht nur die facettenreiche Musik Griechenlands, sondern singt ebenfalls die Lieder der Nachbarn auf dem Balkan, in der Mittelmeerregion und im Nahen Osten. Ihr Schwerpunkt sind die sephardischen Lieder der JüdInnen. |
Aus: "Graswurzelrevolution", Nr. 401, September 2015 Der Lebensvogel singt nicht mehrZum Tod von Walter Mossmann (1941 – 2015)In den 70er Jahren lernten viele Menschen Walter Mossmann in erster Linie als engagierten Liedermacher der Anti-Atom-Bewegung kennen. Es war jene Zeit, in der die sozialen Medien tatsächlich noch sozial und die Menschen noch keine KlicksklavInnen waren. Sie redeten dafür eifrig von Angesicht zu Angesicht in Wohngemeinschaften, Wirtshäusern, auf Straßen oder gar besetzten Bauplätzen miteinander. |
Aus: "Graswurzelrevolution", Nr. 369, Mai 2012 "Newo Ziro - Neue Zeit"Ein Film, der einfühlsam aus der Graswurzelperspektive vier Sinti und die Erben Django Reinhardts portraitiert: "Musik ist unsere Sprache. Musik ist Freiheit".Früher stand am "Deutschen Eck" das monumentale Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I. in hochherrschaftlicher Pose, um an die Reichsgründung zu erinnern. Die an der Mündung der Mosel in den Rhein protzig zur Schau gestellte Verkörperung militärischen Großmachtstrebens wurde später zerstört und 1990 in Erinnerung an die "Wiedervereinigung" erneuert. |
Aus: "Graswurzelrevolution" Nr. 365, Januar 2012 For ever blackNachruf auf Georg Kreisler (18.7.1922 - 22.11.2011)"Gelegentlich boykottierte mich eine Stadt. Im Paderborner Stadtrat wurde sogar ein Gesetz verabschiedet, das den Theatern dort verbot, mich zu beschäftigen" (1), schrieb Georg Kreisler in seiner Autobiographie über die Zustände in den 60er Jahren. Gleich in der Nachbarschaft dieser bedauernswerten Stadt saßen 40 Jahre später in Hamm etliche hundert mehrheitlich sozialdemokratisch-grüne Schlechtmenschen (die gut über sich selbst dachten) in einem Kaufhauskeller auf Klappstühlen ... |
Aus: "Graswurzelrevolution", Nr. 268, April 2002 Chernobyl (Klezmer Music)von Brave Old World Eine Erzählung über Kummer und Leid |
Aus: "Graswurzelrevolution", Nr. 257, März 2001 Boris Vian: Der Deserteur„Abend für Abend tritt Vian nun an den Bühnenrand, mit Magenkrämpfen vor lauter Angst. Er kommt sehr früh ins Theater, obgleich sein Auftritt erst spät angesetzt ist, um sich an den Ort zu gewöhnen und sein Herzklopfen abklingen zu lassen. |
Aus: "Graswurzelrevolution" Nr. 229, Mai 1998 Fiedel Michel: "Die Wacht an der Lippe"Das Domizil der Folkloregruppe Fiedel Michel lag in den 70er Jahren ungefähr auf halbem Wege zwischen dem Standort des Thorium-Hochtemperatur Reaktors (THTR) in Hamm und dem Brennelemente-Zwischenlager (BEZ) Ahaus, wo heute sein Atommüll gelagert wird, im Münsterland. Durch Auftritte unterstützte die Gruppe damals die allerersten Gehversuche der Anti-AKW-Bewegung in Westfalen. |
Aus: "Tranvía. Revue der Iberischen Halbinsel", Heft 42, September 1996 Der Katalanische Liedermacher Lluis LlachDie meisten Menschen in Deutschland kennen von Sängern aus Spanien nur den Schmalzbarden und Rechtsausleger (zuletzt rief er zur Wahl von Aznar und des Partido Popular auf) Julio lglesias. In Katalonien wird er allerdings von einem Katalanen mühelos in den Schatten gestellt: Lluis Llach, der zum Beispiel bei einem Konzert Mitte der achtziger Jahre in einem Fußballstadion über 100.000 Zuhörer hatte. |
Aus: "Graswurzelrevolution", Nr. 202, November 1995 Jacques Brel: Die Spießbürger (Les Bourgeois)"Mir tut jeder leid, der nicht mit zwanzig Anarchist war". An dieses bekannte Zitat von Clemenceau hat Jacques Brel vielleicht gedacht, als er 1962 das Chanson "Die Spießbürger" (auf Französisch: "Les Bourgeois") zum ersten mal vortrug. Jugendliches Aufbegehren gegen verkrustete Strukturen und konservative Wertvorstellungen finden in der bürgerlichen Gesellschaft manchmal verständnisvolle FürsprecherInnen. Sie können es sich leisten: Ein umfangreiches Arsenal von Disziplinierungs- und Anpassungsinstrumentarien steht bereit, um dem rebellischen Spuk nach ein paar Jahren ein Ende zu bereiten. |
Aus: "Graswurzelrevolution" Nr. 193, Dezember 1994 Griechischer Blues - immer nur gut?Zur Rembetiko-Musik: Sechs Impressionen und VorwortRembetiko: Während es von einigen Wohlwollenden als "Blues der Griechen" bezeichnet wird, müssen in seiner trivialisierten Form die Bouzouki-Klänge als Hintergrundmusik für typische Touristenträume von Sonne, Strand und heiler Welt herhalten. Doch diese Musik ist auch Produkt gesellschaftlicher Umwälzungen‚ von kriegerischen Auseinandersetzungen und Massenvertreibungen. Gespielt wurde Rembetiko nicht nur in Athen und Piräus‚ sondern vor allem von Griechen in Kleinasien. Als 1922 der Eroberungskrieg des griechischen Staates gegen die Türken in einem militärischen Fiasko endete (heute noch von vielen Griechen als "kleinasiatische Katastrophe" bezeichnet), retteten sich über eine Million Griechen ins Mutterland oder wurden bei dem sich anschließenden Bevölkerungsaustausch dorthin umgesiedelt. |
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