Aus: "Der Igel", Eine-Welt- und Umweltmagazin für Hamm, Nr. 1, 1999
Nachruf: Danke – Winfried Geldermann
Am 4. Januar 1999 verstarb Winfried Geldermann nach längerer Krankheit im 73. Lebensjahr. Er war viele Jahre lang Pastor in der Christuskirche im Hammer Westen. Heute leben wir in einer Zeit, in der Themen wie Umweltschutz oder die 3. Welt-Problematik in vieler Munde sind. Wer diese Fragestellungen in den 70er Jahren aufgriff, galt jedoch bestenfalls als Exot und mußte wie Wilfried mit einigen Anfeindungen rechnen.
Zusammen mit seiner Ehefrau Gertrud leistete Winfried wahre Pionierarbeit, als er den 1973 eröffneten "3. Welt Shop" in der Nassauerstraße unterstützte und im "Arbeitskreis 3. Welt" mitarbeitete. Schnell wurde das Gemeindehaus der Christuskirche zu einem Treffpunkt, in dem engagierte Menschen ihre Veranstaltungen und Kampagnen vorbereiteten.
Da gab es z. B. 1978 die Aktion "Jute statt Plastik", bei der in Frauenkooperativen Bangladeshs hergestellte Jutetaschen verkauft wurden, um den Plastiktaschenverbrauch einzudämmen. Hierbei thematisierten Winfried und seine Freunde auch Herrschafts- und Eigentumsfragen, um die sich heute wieder viele Menschen herumdrücken wollen: "20% der Weltbevölkerung verbrauchen 80% des Reichtums dieser Welt" ("Der Grüne Hammer" Nr. 6, 1979).
Ende der 70er Jahre ging in Hamm vom "Arbeitskreis 3. Welt" auch der Boykott südafrikanischer Früchte aus, um die Apartheid aufzuheben. Ein Schweigemarsch wurde durchgeführt und auf die fehlende Möglichkeit der Kriegsdienstverweigerung für Weiße in Südafrika hingewiesen. An noch vielen anderen Aktivitäten war Winfried beteiligt.
Er gehörte aber nicht zu denen, die bei jeder Gelegenheit das Rampenlicht der Öffentlichkeit suchten, um auch ja mit einem Foto in der Lokalpresse präsent zu sein. Er arbeitete vielmehr im Stillen als Gleicher unter Gleichen mit - beharrlich über Jahrzehnte hinweg und zielstrebig. Und das macht schließlich einen guten gewaltfreien Kämpfer aus.
Da Winfried Geldermann Mitglied der Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm war, wurde im Gemeindezentrum schon vor fast 20 Jahren eine ganze Filmreihe über den Kampf gegen Atomanlagen in Wyhl und Gorleben gezeigt. Und: Er kam - oft mit dem Fahrrad aus dem fernen Westen - nicht nur dann zum THTR nach Uentrop, wenn ausnahmsweise sowieso schon Hunderte demonstrierten. - Viel wichtiger war, daß er zusammen mit seiner Frau uns durch seinen freundlichen und unaufdringlichen Beistand das gute Gefühl gab, auch bei kleineren Aktionen nicht alleine dazustehen!
Wir verlieren in Winfried nicht nur einen wichtigen Mitstreiter, sondem auch einen in allen Lebenslagen immer hilfsbereiten Menschen.
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