Aus: "Aufbau. America's only German-Jewish Publication", 27. Oktober 1995
Zynische Einmischung der Waffenexporteure
Zum Thema "Die Welt läßt Bosnien allein" (Aufbau Nr. 16)
Es ist eine naive Wunschvorstellung, daß es im ehemaligen Jugoslawien bei einer Beteiligung ausländischer Soldaten plötzlich weniger Tote als bisher geben würde. Und es ist zynisch, wenn eine Gruppe, die Bombardierungen und den Einsatz militärischer Bodentruppen fordert, sich ausgerechnet den Namen "Aktionsgruppe gegen den Haß" gibt.
Jahrelang haben ausländische Staaten die kriegsführenden Parteien im ehemaligen Jugoslawien offen oder verdeckt unterstützt und mit Waffen beliefert. Die USA und Deutschland gehören zu den größten Waffenexporteuren der Welt und haben die verfeindeten Parteien in dem Bestreben sich gegenseitig abzuschlachten wahrlich nicht alleingelassen.
Demgegenüber hat die Friedensbewegung von Anfang an mit ihren relativ bescheidenen Mitteln gewaltfrei interveniert und versucht, schlichtend einzugreifen. Gewaltfreie Trainingsgruppen, Psychologen und Lehrer arbeiten bis heute auf allen möglichen Ebenen und in verschiedenen Konfliktgebieten. Ebenfalls gab es seitens der einheimischen Bevölkerung etliche Bestrebungen, sich den gewaltsamen Formen der Auseinandersetzungen zu entziehen.
Nachbemerkung:
Dieser Leserbrief erschien erst nach mehrmaligem Nachfragen im "Aufbau". Da es damals noch kein Internet gab, musste ich umständlich Luftpostbriefe in die USA schicken. Und: Der Leserbrief wurde gekürzt. Obwohl im "Aufbau" in den ersten Jahrzehnten auch viele von den Nazis verfolgte Pazifisten und Antimilitaristen schrieben, fiel es dieser Zeitung 1995 schwer, pazifistische Ansichten als Leserbrief zuzulassen. Weitere sehr ausführliche Informationen sind in meinem Artikel "60 Jahre Aufbau" zu finden:
http://www.machtvonunten.de/medienkritik.html?view=article&id=73:60-jahre-aufbau&catid=17:medienkritik
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