Aus: "Westfälischer Anzeiger" (WA) vom 29. August 1986

Überfütterung mit Pseudoinformationen durch THTR-Betreiber

Warum gibt die VEW-Presseabteilung neuerdings so ausführliche Presseerklärungen über den Betrieb des THTR heraus? In der Vergangenheit wurde die Bevölkerung ja weitgehend über die aktuellen Vorgänge im Unklaren gelassen. Die THTR-Betreiber werden sich bei ihrer neuen Strategie etwas gedacht haben.

Nachdem die VEW durch ihren Schrottreaktor und ihre Vertuschungsversuche von Störfällen gründlich in Verruf geraten sind, wird jetzt von ihnen das Umgekehrte versucht: Wortreich werden nun allgemein gehaltene Angaben über Abschalttests, die produzierten Kilowattstunden und die momentane prozentuale Leistung verkündet. In der Hoffnung, daß der Leser dies für eine wichtige und vor allem beruhigende Information hält.

THTR Wochenbericht aus dem Jahr 1988Wenn nun wie bisher alle paar Wochen ein Störfall passiert, wird er im Rahmen einer wöchendlichen Presseerklärung als völlig normales und gewöhnliches "Betriebsereignis" umgeschrieben. Hierbei stehen die VEW in der Öffentlichkeit besser da, als wenn sie gar nichts sagen würden und alle paar Wochen wegen diesem oder jenem Störfall ins Gerede kommen.

In einem Meer von Belanglosigkeiten lässt sich ein Störfall besser verstecken. Wirklich wichtige Informationen, die die Betriebs(un)sicherheit des THTR betreffen, bleiben nach wie vor im Dunkeln. Diese von der Presseabteilung der VEW planmäßig durchgeführte Überfütterung mit Pseudoinformationen hat das Ziel, die Urteilsfähigkeit und damit auch die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung gegen diesen atomaren Wahnsinn zu untergraben.

Anmerkung

Die beien hier gezeigten THTR-Wochenberichte der Hochtemperatur-Kernkraftwerk GmbH (HKG) aus dem Jahr 1988 wurden ebenfalls im THTR-Rundbrief Nr. 11 zu Dokumentationszwecken veröffentlicht. Im Wochenbericht 15/1988 tritt deutlich zutage, dass sie ein Propagandamedium darstellten und nicht nur der faktenbasierten Information dienten. Die HKG arbeitete geschickt mit Schlüsselbegriffen wie beispielsweise "Normalbereich" und spannte Politiker für ihr Anliegen ein:

"Am Rande der Inbetriebnahme der Rauchgasentschwefelungsanlage des Kraftwerks Westfalen am 30. 6. 1988 informierte sich der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Prof. Dr. Klaus Töpfer, über die Erfahrungen mit dem Hochtemperaturreaktor. Er zeigte sich beeindruckt von der hohen Sicherheit und Umweltfreundlichkeit dieses Reaktors."

Zwei Jahre nach dem großen Störfall im THTR und ein Jahr vor dem letztendlichen Stilllegungsbeschluss zeigt dieses Beispiel aus dem Jahr 1988, mit welcher Verbissenheit und welchem propandistischen Eifer die Atomindustrie sogar noch um die Betriebsgenehmigung eines gefährlichen Schrottreaktors kämpfte.THTR Wochenbericht aus dem Jahr 1988

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