Aus: "Graswurzelrevolution", Nr. 107, September 1986
Blödsinn
"Die Gruppe 'Bauern und Verbraucher' besteht zum größten Teil aus relativ unerfahrenen Leuten, die sich zum Teil das erste Mal gegen das Atomprogramm engagieren." - Wer so einen Blödsinn schreibt, kennt die Situation vor Ort nicht und liegt auch mit seinen sonstigen Einschätzungen und Ratschlägen, die er meint, geben zu müssen, reichlich daneben.
Der allergrößte Teil der 'Bauern und Verbraucher gegen Atomenergie' ist seit zehn bis fünfzehn Jahren in den sozialen Bewegungen - insbesondere der Ökologiebewegung - aktiv! Während die Koordination der Initiativen vor Ort geklappt hat, waren es gerade die überregionalen Gruppen, die in der Regel nicht in der Lage waren‚ ein Delegiertensystem für die landesweiten Treffen aufzubauen. Die Folge war, daß bei den überfüllten überregionalen Versammlungen, z. B. von einer Stadt ein Dutzend Leute gekommen sind‚ von einer anderen Stadt aber nur eine/r oder keine/r.
Die Behauptung, die örtliche BI orientiert sich auf die legale Arbeit, ist ebenfalls falsch. Seit 1975 haben bis heute immer wieder direkte Aktionen stattgefunden: Besetzung des Informationszentrums am THTR, Besetzung des Ministeriums in Düsseldorf, Störungen von Ratssitzungen usw... . Die Aktionen wurden allerdings von kleinen Gruppen durchgeführt und blieben zum Teil von der Anti-AKW-Bewegung wenig beachtet. Die ganzen Jahre war es für Viele offensichtlich anregender und auch einfacher, zwei- oder dreimal im Jahr ein paar hundert Kilometer nach Brokdorf oder Wackersdorf zu fahren, als sich der mühseligen und kontinuierlichen Unterstützungsarbeit in der näheren Umgebung zu widmen.
Die 'Bauern und Verbraucher gegen Atomenergie' werden auch in Zukunft direkte Aktionen gegen den THTR durchführen, wenn sie es für notwendig halten. Sie stehen damit in der Kontinuität des bisherigen Widerstandes, der sich durch die Ereignisse in Tschernobyl und die neuen Störfälle im THTR bedeutend verstärkt hat.
Anmerkung
Dieser Leserbrief ist eine Reaktion auf den Artikel "Blockade Hamm" in "Graswurzelrevolution" Nr. 106.
Hier sind noch weitere Infos über die Aktivitäten der BI Umweltschutz Hamm im Rückblick auf die ersten 15 Jahre:
http://www.machtvonunten.de/lokales-aus-hamm.html?view=article&id=307:rueckblick-15-jahre-buergerinitative-umweltschutz-hamm&catid=21:lokales-aus-hamm
In dem Artikel "20 Jahre nach Tschernobyl: Vergesslich in die Zukunft?" befinden sich auch etliche Fotos von den damaligen Aktionen:
http://www.machtvonunten.de/lokales-aus-hamm.html?view=article&id=293:20-jahre-nach-tschernoby-vergesslich-in-die-zukunft&catid=21:lokales-aus-hamm
zurück zur Übersicht - Leserbriefe