Aus: "Die Tageszeitung – taz", 4. September 2006
Atomfreunde für Wasserstoff
Das in dem Artikel "Wasserstoff für den Wohnpark" vorgestellte Kompetenznetzwerk für Brennstoffzellen ist ein Bestandteil eben jenes chemisch-nuklearen Komplexes, welcher in dem taz-Artikel "NRW führt Atomlobby an" ein paar Tage zuvor kritisch hinterfragt wurde. "Der beste Freund der umweltfreundlichen Brennstoffzelle, die mit Wasserstoff betrieben wird, ist nämlich der Hochtemperaturreaktor (HTR)", schrieb Gero von Randow am 22. 7. 2004 in "Die Zeit" mit Blick auf den ebenfalls in NRW beheimateten THTR, dem er eine Zukunft als Hybridreaktor vorhersagt.
Unter dem Etikett "Wasserstofftechnologie" versucht die Atomlobby ihrer Technologie ein positives Image zu verpassen und Fördergelder aus dem Bereich der erneuerbaren Energie zurückzuleiten. Die Grenzen zwischen Nuklear- und Wasserstofftechnologie werden hierbei von den Forschungszentren Jülich und Karlsruhe, die selbst kerntechnische Wurzeln haben, bewusst verwischt.
In der Übersicht der aktuellen Wasserstoff- und Brennstoffzellenprojekte von 2002 bis 2006 sind folgende Projekte von der Nationalen Koordinierungsstelle Jülich (NKJ) als Nukleare mit einem Gesamtumfang von 23 Millionen Euro zu erkennen: Real-SOFC, SOFC, Flame SOFC.
Die Arbeit und die Projekte des NKJ werden von NRW, dem Bund und der EU finanziert, wie de BI Umweltschutz Hamm in den THTR-Rundbriefen Nr. 93 und 107 ausführlich darstellte. Kein Wunder, dass dieser nukleare Weg, der während zwei Legislaturperioden in Bund und Land unter Rotgrün beschritten wurde, jetzt begeistert von den Atomfreunden Thoben und Pinkwart fortgesetzt wird. Das NRW-Energieministerium teilte uns am 14. 2. 2006 mit, dass seiner Meinung nach die Entwicklungsarbeiten für die Koppelung von nuklearer Energie und Wasserstoffprojekten kein Verstoß gegen das geltende Ausstiegsgesetz sei.
Anmerkungen
Dies ist ein gekürzter Leserbrief zu dem taz-Artikel "Wasserstoff für den Wohnpark" vom 31. August 2006. Weitere Infos:
"HTR-Technologie und Brennstoffzelle: Jammernd zu neuen Ufern" (THTR-Rundbrief Nr. 93, September 2004):
https://www.reaktorpleite.de/nr.-93-september-04.html#TOP
"Wasserstoffforschung ist auch Nuklearforschung." und "Der Stoff, aus dem die atomaren Träume sind" (THTR-Rundbrief Nr. 107, Juni 2006):
https://www.reaktorpleite.de/nr.-107-juni-06.html
"Wasserstoff für nukleare Träume" (aus "Graswurzelrevolution" Nr. 315, Januar 2007):
http://www.machtvonunten.de/atomkraft-und-oekologie.html?view=article&id=216:wasserstoff-fuer-nukleare-traeume&catid=20:atomkraft-und-oekologie
Ausserdem zu "grünem" Wasserstoff:
http://www.machtvonunten.de/?view=article&id=33:alles-gruen&catid=20:atomkraft-und-oekologie
http://www.machtvonunten.de/?view=article&id=384:post-kolonialismus-in-namibia&catid=20:atomkraft-und-oekologie