Aus: "FUgE-News" Nr. 2, 2005
Uranabbau in Namibia
Namibia, bis 1918 Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika, ist neuerdings verstärkt in das Blickfeld internationaler Aufmerksamkeit geraten. Hierbei geht es allerdings weder um die Überwindung der Folgen des deutschen Kolonialismus, noch um die halbherzigen Entschuldigungen und unzureichenden deutschen Entschädigungen für die begangenen Verbrechen an der einheimischen Bevölkerung.
Nein, die Aufmerksamkeit richtet sich vielmehr auf das in Namibia reichlich vorhandene Uran als Treibstoff für die umstrittene Atomenergie. Namibia ist gerade dabei, vom neunten auf den dritten Platz der weltweiten Uranproduzenten aufzurücken. Seit 1976 baut der britische Konzern Rio Tinto Zinc (RTZ) in der Rössing-Mine Uran ab. Die gigantischen Gesteinsbewegungen, die hier notwendig sind, würden Eisenbahnwaggons durchgehend auf der Strecke München-Hamburg füllen. Das Uran für den Thorium-Hochtemperatur-Reaktor (THTR) in Hamm wurde hier ebenfalls gewonnen.
In diesem Jahr erhielt Rössing von der namibischen Regierung für weitere 25 Jahre eine Bergbaulizenz. Ein wichtiger zukünftiger Kunde wird China sein.
Gefahren für Mensch und Natur
Darüber hinaus darf ab jetzt der australische Konzern "Paladin Resources" im Naturschutzgebiet "Langer Heinrich" ebenfalls Uran abbauen. Dies hat Proteste von Menschenrechtsorganisationen und Earthlife Africa hervorgerufen. Der Uranabbau verursacht vielfältige Gefahren für die Menschen in Namibia. Eines der gefährlichsten Zerfallsprodukte des Urans ist das Edelgas Radon, das sich unsichtbar und geruchlos ausbreitet und ein erhöhtes Krebsrisiko zur Folge hat. Über 80 % des radioaktiven Materials verbleibt in den Abraumhalden. Der Wind verweht strahlende Partikel in alle Richtungen.
Riesige Mengen verseuchtes Sickerwasser fließen in die Flüsse. Die Uranmine "Langer Heinrich" wird der viertgrößte Wasserverbraucher in Namibia sein. Und Wasser ist hier knapp. Die von Earthlife in Auftrag gegebene Durchführbarkeitsstudie des Öko-Instituts Darmstadt wird von den Betreibern und der namibischen Regierung als "extern finanzierte Einmischung" diffamiert. Die ehemalige Befreiungsbewegung Namibias, die jetzt mit einer satten Mehrheit regiert, setzt voll auf den Devisen- und Arbeitsplatzbringer Uranabbau und nicht auf Alternativenergien.
Erst im November 2005 wurde das allererste Windrad Namibias in Betrieb genommen! Internationale Konzerne und aggressive, auf Atomenergie angewiesene Industriestaaten haben dieses Land zu einer mit allen Mitteln zu kontrollierenden Einflusszone gemacht.
Die Spirale der zivilen und militärischen atomaren Bedrohung beginnt in den Uranabbaugebieten. Sie setzt sich fort mit der Uranzentrifugentechnik beispielsweise in der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau, deren Kapazität unter der rotgrünen Bundesregierung auf zu beliefernde 33 Atomkraftwerke erhöht wurde. Und in diesen Anlagen ist auch das möglich, was dem Iran verboten werden soll: Der Bau von Atombomben.
Weitere Infos:
"Goldgräberstimmung" in "afrika süd" Nr. 6, 2006:
http://www.machtvonunten.de/atomkraft-und-oekologie.html?view=article&id=217:goldgraeberstimmung&catid=20:atomkraft-und-oekologie
Sehr ausführlich: "Kolonialismus in Namibia gestern und heute: Uranraub für denTHTR Hamm" in "THTR-Rundbrief" Nr. 100, 2005:
https://www.reaktorpleite.de/nr.-100-juli-05.html#TOP
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