Aus: "Graswurzelrevolution", Nr. 325, Januar 2008
Nuklear-Gangster!
Am 8. November 2007 fand der schwerste Anschlag auf eine Atomanlage in der jüngeren Geschichte in Pelindaba (Südafrika) statt. In dem Atomforschungszentrum wird mit Hilfe der bundesdeutschen Firmen NUKEM (Alzenau), Uhde (Dortmund), SGL Carbon (Wiesbaden, Meitingen), Essener Hochdruck Röhrenwerk EHR (Zweigwerk Dortmund) und des US-Konzernablegers Meridium (Walldorf) die Herstellung des nuklearen Brennstoffs für den Pebble Bed Modular Reaktor (PBMR) vorbereitet.
Dieser soll nach dem Vorbild des Thorium Hochtemperatur-Reaktors (THTR) bei Kapstadt in Südafrika gebaut werden. Mitten in die Vorbereitungen für den Bau platzte allerdings ein Gangsterüberfall auf das angeblich bestgesicherte Gelände von Südafrika, der viele beunruhigende Fragen aufwirft.
Die vierköpfige Gruppe von Eindringlingen setzte sämtliche Alarmanlagen außer Kraft und überlistete ebenfalls die Wachmannschaften. Es muss davon ausgegangen werden, dass die hochspezialisierten Täter über Insiderwissen verfügt haben. Sie konnten bis zur Schalttafel im Kontrollzentrum vordringen, schossen den Chefmanager an und verletzten ihn schwer. Erst einige Tage später wurde bekannt, dass sich auf dem Gelände noch eine zweite Gruppe befunden hat, die ebenfalls unerkannt entkommen konnte, nachdem vermutlich die Festplatte des Komputers aus dem Schaltzentrum entwendet wurde.
Bis 1993 wurden hier in Pelindaba die damals noch scharfen Atombomben des Apartheidregimes gelagert. Wollten die Täter etwa die hier immer noch vorhandenen zwei Komponenten (Bombe und Zündung bzw. Startcodes) in äußerst destruktiver Absicht zusammenbringen und kombinieren? Oder wollten sie bestimmtes Material oder Informationen erbeuten? Die in dem Komputer gespeicherten Daten könnten für den internationalen Terrorismus nützlich sein.
In Südafrika werden inzwischen die Hintergründe des Überfalls diskutiert. Eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt. Peinlich: Gerade jetzt will Südafrika den Vorsitz für die International Energy Agency übernehmen, die sich um ein höheres Mass an nuklearer Sicherheit und wirksamer Gefahrenabwehr bemühen soll. Darüberhinaus wird ein weiterer Prozess über die südafrikanischen Verwicklungen in Sachen Uranzentrifugenbau für Pakistan, Libyen und Iran im Rahmen des berüchtigten Khan-Netzwerkes im Februar hier beginnen.
Der südafrikanische Hochtemperaturreaktor soll hauptsächlich in praktischer Modulbauweise in Schwellenländer exportiert werden, wo dann genau diejenigen Probleme auftreten, mit denen Südafrika jetzt zu kämpfen hat.
Anmerkung:
Weitere Infos über die Vorgänge in der Atomanlage Pelindaba (Südafrika) sind im THTR-Rundbrief Nr. 118 einzusehen:
http://www.reaktorpleite.de/nr.-118-dezember-07.html
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