Aus: "Graswurzelrevolution", Nr. 390, Sommer 2014
Erfolg der Umweltbewegung: THTR-Forschung eingestellt!
25 Jahre nach der Stilllegung der Thorium-Hochtemperaturreaktoren (THTR) in Jülich und Hamm muss das Forschungszentrum Jülich (FZJ) die THTR-Forschung endgültig aufgeben. Manchmal dauert es Jahrzehnte, bis sich ein deutlich sichtbarer Erfolg für Soziale Bewegungen einstellt.
Trotz gefährlicher Störfälle hatte die Atomindustrie hartknäckig an der Kugelhaufen-Reaktortechnologie festgehalten. Selbst 14 Jahre rotgrüne NRW-Landesregierung und sechs Jahre rotgrüne Bundesregierung änderten nichts daran. Proteste, Eingaben und besorgte Anfragen der Bürgerinitative Umweltschutz Hamm wurden jahrzehntelang hochnäsig mit der Bemerkung abgekanzelt, dass es sich bei der Jülicher Forschung um "Sicherheitsforschung" handele, die auch nach dem bundesweiten "Atomausstieg" diese Reaktorlinie sicherer machen würde.
Als im Jahre 2011 der inzwischen ehemalige Jülicher Wissenschaftler Rainer Moormann für seine aufsehenerregenden Enthüllungen den bundesweiten Whistleblowerpreis erhielt, konnte der Druck auf die Atomlobby in Politik und Wissenschaft deutlich verstärkt werden. Das Forschungszentrum sah sich gezwungen, eine Expertenkommission mit jeweils zwei AKW-Befürwortern und Gegnern einzusetzen, welche die Vorkommnisse im kleinen Forschungsreaktor in Jülich näher untersuchen sollte. Als dieser Bericht vor einigen Wochen veröffentlicht wurde, löste das Ergebnis eine große Empörung in der Region aus, weil viele erst jetzt begriffen, welcher immensen Gefahr sie jahrzehntelang ausgesetzt waren.
Nicht nur die schweren Pannen wurden von Betreibern und politischen Kontrollgremien verharmlost, sondern der hochgefährliche Störfall von 1978 wurde bewusst heruntergespielt, obwohl es einer der schlimmsten in der weltweiten Reaktorgeschichte war! Der Reaktor wurde mit viel zu hohen Temperaturen gefahren und hätte in die höchste und nicht in die niedrigste Meldekategorie für Störfälle eingestuft werden müssen.
Das alles geschah nicht nur unter der Verantwortung von schwarz-gelben, sondern eben auch unter rotgrünen Regierungen, die bereitwillig viele Millionen Euro für diese Nuklearforschung ausgaben. In den letzten Monaten wurden immer mehr erschreckende Details publik, sodass das Forschungszentrum in Presserklärungen verlauten lies, das zum Jahresende 2014 die THTR-Forschung angeblich "wie geplant" endgültig beendet würde.
Dies ist ein großer Erfolg für die Umweltschutzbewegung und bedeutet einen herben Rückschlag für diejenigen Interessengruppen, die auf eine weltweite Renaissance dieser speziellen nuklearen Reaktorlinie hoffen. Lediglich China und eventuell Indien verfolgen diese Technologie mit zweifelhaftem Erfolg weiter.
Das Forschungszentrum Jülich verkündet jetzt frech, es würde nun weiter für die weltweit anerkannten Leichtwasserreaktoren "Sicherheitsforschung" betreiben. Es gibt also trotz dieses Erfolges noch genug zu tun!
Weitere Infos: http://www.reaktorpleite.de/thtr-rundbrief.html
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